Entschuldigung vorweg - ich wollte eine kurze Review schreiben und es hat mich dann doch mehr berührt als gedacht. Vielleicht, weil ich möchte, dass Roland das liest und meine Kritikpunkte in einer höheren Version berücksichtigt und ich irgendwann auf das scharfe türkise Teil zurückkommen kann.
Kurz dazu, wozu ich das Keyboard gebraucht hätte und warum ich überhaupt eine Beurteilung schreibe. Ich bin begeistert und doch enttäuscht - aber der Reihe nach.
Ich besitze schon einige sehr tolle Keyboards und Synths für Studio-, oder Bühnen-Einsätze. Dieses gute Stück sollte mein bisheriges "unplugged" Setup, bestehend aus MPC Live + 25 Key Controller und JBL Box, ersetzen und die "Logistik" vereinfachen, bzw. eine umfangreichere Klaviatur bieten.
Verarbeitung:
Das Gerät ist ultraleicht, macht aber einen sehr robusten und widerstandsfähig Eindruck. Man hat auch nicht das Gefühl, das gleich irgendwas abbricht, wenn man es mal von A nach B heben muss. Die Tastatur mag, ob der "griffigen" Tasten, für den einen oder anderen gewöhnungsbedürftig sein, mir hat die Haptik allerdings sehr gefallen. Die Druckpunkte der Tasten sind mehrstufig konfigurierbar. Die Einstellung ab Werk ist aber recht gut, wie ich finde.
Es gab auch kein übermäßiges "Klacken" bei etwas energischerem Spiel.
Außer - und das ist bei Verarbeitung das große Minus ... gerade bei kräftigeren, oder energischeren Moves der Finger kommt es sehr oft vor, dass ein Klacken durch die Seitenbewegung der Tasten entsteht. Das mindert den Spielspaß drastisch. Daher auch ein Stern Abzug bei der Verarbeitung.
Sound:
Die onboard Sounds und auch die Möglichkeit diese durch Sounds aus der Roland Datenbank zu ergänzen/ersetzen sind der Hammer. Klar, dass nicht alle erste Sahne und auch Klone von bestehenden Sounds dabei sind, aber im Großen und Ganzen bietet das Teil ein umfangreiches Soundarchiv. Also die sogenannten Brot u. Butter-Sounds sind auf dem Keys3 mehr als ausreichend vorhanden.
Sound 2:
Wenn es um den Sound aus den Boxen geht ... Katastrophe!
Direkt nach dem ersten Einschalten Brummen, Rauschen und Knistern sobald man den Volume Regler über ein Drittel hochgeschoben hat.
Im Unteren Drittel war der Sound gut, allerdings kaum hörbar.
Nach mehrmaligem aus und einschalten war das Knacken dann weg, allerdings ist es gelegentlich wieder aufgetaucht. Mehrmaliges aus-einschalten hat geholfen, allerdings nicht tragbar in einer Live-Situation. Mag sein, dass es ein technischer defekt dieses einen Keyboards war, allerdings für mich inakzeptabel bei einem neuen Gerät.
Sound3:
Wenn die Boxen fehlerfrei funktioniert haben, war der Sound angenehm laut und "voll" - laut genug wenn man unterwegs mal schnell Ideen festhalten möchte. In Zusammenspiel mit anderen Instrumenten leider zu leise. Vielleicht wäre das Keys5 in diesem Punkt die bessere Wahl.
Features:
Ausser zur Split-Funktion (die sehr easy und übersichtlich gestaltet ist) kann ich zu den Features nicht viel sagen, weil ich sie in dem kurzen Zeitraum in dem ich das Keys3 hatte, nicht wirklich testen konnte. Das Killerkriterium (im negativen Sinn) lag allerdings eben genau bei dem einen Feature, das ich benötigt hätte um das Keys3 ernsthaft einzusetzen und das einfach nicht da war :)
Ich habe sicher 50 Videos angesehen und Artikel gelesen und es wurde nirgends erwähnt, obwohl das meiner Meinung nach ein totaler Rückschritt ist.
Also. Man kann grundsätzlich 5 seiner Lieblings-Sounds direkt auf Tasten an der Oberfläche legen. Schon mal gut. Da allerdings keine numerische Eingabemöglichkeit von Sound-Nummern existiert, muss man alles was über die fünf Sounds hinausgeht wieder aus den 50 Untermenüs laden. Das war übertrieben. Es sind eigentlich nur zwei. Danach muss man aber ewig scrollen. Ok, dachte ich mir, dann nutze ich das Feature und erstelle ein paar "Scenes" für die verschiedenen Songs, die wir während des Gigs spielen und lege dann jeweils immer fünf unterschiedliche Sounds auf die Tasten. Zonk! Das funktioniert nicht. Die fünf Lieblings-Sounds sind global einprogrammiert und können nicht (wie bei wirklich jedem anderen Keyboard das ich besitze) quasi mit dem Programm (in diesem Fall "Scenes") mit wechseln, das ich gerade aktiviert habe. Für mich zumindest ein Feature, dass an Bord sein muss. Bitte baut das ein! Entweder zumindest eine numerische Auswahlmöglichkeit, oder 5 frei belegbare Buttons, die beim Aktivieren einer Scene die fünf Kanäle repräsentieren, die in der Scene gespeichert sind.
Bedienung:
Die Features sind im Großen und Ganzen sehr übersichtlich gestaltet und die Lernkurve ist relativ flach. Mir persönlich mehr programmierbare Sound-Buttons, oder ein Nummern-Pad, mit dem man direkt zu dem Sound seiner Wahl kommt - unerlässlich für den Live-Betrieb.
Gesamt:
Tja - es ist ein richtig schönes Keyboard. Ich habe mich sofort in das Türkis verliebt. Die Tastatur ist für diese Preisklasse sehr gut. Es enthält praktische Features dafür, wenn man in die Welt des Komponierens und Arrangierens eigener Song-Ideen reinschnuppern möchte und es sich damit im Studio, oder im Zimmer zu Hause, oder beim Urlaub mit dem Camper, gemütlich machen und kreativ sein möchte. So gesehen trifft das Gerät vermutlich genau die Zielgruppe, die Roland damit erreichen wollte.
Absolut nicht geeignet ist es meiner Meinung nach für den Live-Betrieb, oder das Spielen im Freien. Man selbst hat zwar einen recht guten Monitor Sound, allerdings hört man außerhalb von 1-2 Meter nicht mehr viel davon, wenn zusätzlich noch eine Akustik-Gitarre, ein Akustik-Bass und eine Cajón mitspielen. Man kann sich mit einer externen Box behelfen, allerdings geht das am Ziel vorbei.
Möglicherweise hätte ich noch das Keys5 getestet , wenn da nicht die Enttäuschung mit der Auswahlmöglichkeit der Sounds bestünde. Das macht es für mich leider unbrauchbar, obwohl man das Keys3 direkt mag, wenn man es zum ersten Mal live sieht, berührt und ihm Sound über Kopfhörer, oder eine externe Anlage entlockt.