Das Konzept für diese Gitarre schien mir schlüssig und ich habe einfach mal eine bestellt. Mein Wunsch war, ein problemloses Instrument zu bekommen, welches ohne viel Aufwand geeignet ist, Abend für Abend Akkorde zu kloppen und den Gesang zu begleiten. Nach den ersten Gigs kommt hier meine Bewertung:
GRÖßE: Die Gitarre ist nicht klein! Sie hat die voll ausladenden Maße einer Dreadnought, ist nur eben nicht so dick. Die auch angebotene Highway Parlour sollte man auch ins Auge fassen, wenn man eine kleine Gitarre sucht. Meine Yamaha Silent Guitar ist erheblich kleiner!
BUNDIERUNG: Die Bünde haben schon fast Jumbo-Format. Sehr gut zu spielen! Die Qualität der Bundierung ist recht passabel - für Fender-Maßstäbe schon hervorragend. Die Bundkanten sind glatt und die Politur ist zufriedenstellend. Ich würde erstmal davon absehen, die Gitarre noch zum Plek-Service zu bringen, obwohl ich sonst alle Gitarren dort feintunen lasse.
Als Kirsche auf der Sahne ist das Griffbrett aus schönem Palisander. Ich bin froh, dass es sowas wieder gibt!
HALS: Die Maße entsprechen ziemlich genau denen einer USA Standard Telecaster. Trotzdem fühlt sich der Hals irgendwie viel kräftiger an. Warum? Er hat einen Griffbrettradius von 12 Zoll. Also: echt kräftiges Spielgefühl. (Sattel: 42,8 mm und 12. Bund 52 mm)
AKUSTISCHER SOUND: Die Gitarre ist unfassbar laut. Natürlich hat sie überhaupt keinen Bass und klingt ein wenig boxy, aber als Begleitung zum Gesang oder in einem kleinen Akustik-Ensemble völlig problemlos zu verwenden.
SET-UP: Bundierung und Sattel sind völlig okay. Stegeinlage ist angemessen kompensiert. Intonation und Oktavreinheit sind mehr als akzeptabel. Die Mechaniken sind absolut toll: sie laufen sahnig und halten die Stimmung. Da hat sich bei Fender doch einiges verbessert! Die Gitarre ist praxisgerecht sofort einsetzbar. Durch das wirklich sehr geniale Neck-Micro-Tilt-System hatte ich in fünf Minuten ganz problemlos meine bevorzugte Saitenlage von 1,75/1.5 mm eingestellt. Das ist vergleichsweise tief und funktioniert wirklich schnarrfrei und völlig problemlos. Auch beim Transport mit Temperaturwechseln und mehreren Outdoor-Gigs in der Nacht verstellt sich da nichts. Absolut praxistauglich.
ELEKTRONIK: Die Gitarre lässt sich elektrisch sehr ausgewogen spielen. Die Töne sind überall auf dem Griffbrett gleich laut. Sehr dynamischer Ton: von gaaanz leisem Gezupfe bis zu hart angeschlagenen Akkorden wird alles wie gewünscht übertragen. Regelweg des Volumepotis ist ganz gleichmäßig. Mehr als diese Zwei-EQ-Klangregelung brauche ich nicht. Die 9-Volt-Batterie hält ewig und lässt sich schnell wechseln.
Absolut genial ist die Platzierung der Regelknöpfe. Kann man während des Spiels feinjustieren und ist viel praxistauglicher als diese üblichen spillerigen Preamps in den Gitarrenzargen.
Der elektrische Sound ist wirklich gut. Die Frequenzen sind alle sehr ausgewogen und es klingt ausreichend "akustisch". Der Sound ist für Singer/Songwriter und auch Akkordbegleitung in der Band gut geeignet. Die Anschlagposition auf den Saiten wird gut übertragen und wenn es muss, klingt es auch nach Jazz.
Ich habe alle möglichen Effektpedale und Preamps mit der Highway ausprobiert. Am besten klingt die Gitarre für mich mit dem Boss Acoustic Preamp AD-2, einem vergleichsweise einfachen und preiswerten Pedal. Einfach eingeschaltet lassen und fertig. Alle anderen Kompressoren und Preamps habe ich aus dem Signalweg genommen. Braucht kein Mensch.
ZUBEHÖR: Das mitgelieferte Gigbag ist völlig okay: gut gepolstert und liebevoll gestaltet. Da gibt es sogar ein bisschen Case-Candy - wirklich hübsch gemacht.
FAZIT: Diese Gitarre ist vielleicht nichts für Herz. Für meine Telecasters oder die fein lackierten Taylors habe ich richtig Beschützergefühle entwickelt, aber diese Highway ist ein echtes Arbeitstier: verlässlich, vertrauenswürdig, problemlos und überaus belastbar. Und deswegen werde ich sie auf keinen Fall wieder hergeben, so lange ich den Job als Gitarrist noch mache. Klare Empfehlung!