Ich habe den Bass mittlerweile seit knapp einem halben Jahr und habe damit auch schon einige Gigs absolviert. Hier meine Erfahrungen:
Warum ich den Bass gekauft habe:
Ich spiele in meiner Band schon immer 5-Saiter. Für kleinere Kneipengigs haben wir jetzt begonnen unser (normalerweise elektrisches) Programm auch unplugged zu spielen. Und obwohl jeglicher Akustikbass trotzdem immer genauso verstärkt werden muss wie ein E-Bass, wollte ich aus optischen Gründen auch mit einem akustisch aussehenden Instrument auf die Bühne. Es musste also ein fünfsaitiger (Halb-)Akustikbass her. Ich habe es zuerst mit einem Warwick probiert, der hatte aber einige gravierende Nachteile. Also habe ich ihn zurückgegeben und stattdessen den Sire Bass gekauft.
Was ich an dem Bass mag:
1) Es ist überhaupt mal ein (Halb-)Akustikbass mit FÜNF Saiten. Klingt banal, ist aber nicht selbstverständlich. Von der Sorte gibt es erstaunlich wenige auf dem Markt.
2) Er hat einen sehr flachen Korpus, so dass man sich nicht wie bei manchen dicken Akustikbässen das rechte Schultergelenk halb auskugeln muss.
3) Er ist vergleichsweise günstig.
Was ich an dem Bass nicht mag:
1) Der Bass zeichnet sich durch eine ausgeprägte Kopflastigkeit aus. Möglicherweise ist dies bei einem akustischen Instrument mit einem entsprechenden leichten Korpus auch nicht zu vermeiden. Da ich dieses Problem aber auch von elektrischen Sire 5-Saitern kenne, habe ich den Verdacht, dass dies einfach ein generelles Problem dieser Firma ist.
2) Der Grund-Sound hat die typische Piezo-Charakteristik in Reinstform. Bässe und Höhen sind extrem präsent, charakteristische Mitten sind deutlich unterrepräsentiert. Damit fehlen dem Bass bei linearem Equalizer leider genau die Frequenzen die einen Bass im Band-Sound ortbar machen, ohne die Lautstärke wie verrückt aufzudrehen. Die Höhen sind sehr spitz. Ich kann mir kaum vorstellen, dass irgend jemand diesen Bass spielt, ohne die Höhen zu beschneiden. Das kann man sich auch sehr schön in dem entsprechenden Youtube-Testvideo von "Bass the World" anschauen.
3) Die tiefe H-Saite ist ein ganzes Stück leiser als die anderen Saiten. Das kann zu so komischen Effekten führen, dass bei einem "Wechselbass" auf der E- und der H-Saite im Band-Verbund dann nur noch jeder zweite Ton (der auf der E-Saite) deutlich zu hören ist.
4) Der Bass hat eine so spezielle Form, dass es keinen Koffer dafür gibt. Das hat mir Thomann auf Nachfrage auch bestätigt. Liegt der Bass alleine auf dem Rücksitz des eigenen Autos, dann reicht sicher auch ein Gig-Bag. Soll er aber in den vollgestopften Bandbus neben 40 kg schwere Boxen gepackt werden, dann ist das schon ein Risiko.
5) Er hat kein eingebautes Stimmgerät, wie das bei z. T. deutlich billigeren A-Bässen mittlerweile schon Standard ist.
Mein Fazit:
Würde ich einen besseren akustischen 5-Saiter finden, dann würde ich den Sire wieder verkaufen. Scheint es aber nicht zu geben.
Die Sound-Probleme bekommt man dann aber mit ausreichend Kompression und Equalizing schon auch in den Griff und einen passenden Koffer habe ich zufällig über Ebay-Kleinanzeigen bekommen. Mittlerweile habe ich einige Gigs sehr erfolgreich mit dem Bass bestritten und es hat sich auch noch kein Mischer oder Band-Kollege beschwert.